Wussten Sie eigentlich, dass Maßnahmen zur Händehygiene wie z.B. die hygienische Händedesinfektion laut Aussage der Kommission für Krankenhaushygiene (KRINKO) zu einer der wichtigsten Präventionsmaßnahmen gehören um nosokomiale Infektionen zu verhindern?
Schon im Jahr 1847 leitet der ungarische Mediziner Ignaz Semmelweis aufgrund der hohen Sterblichkeit der Wöchnerinnen auf einer Geburtshilfe-Station folgende Maßnahme daraus ab „Wer Patientinnen untersucht, muss sich vorher gründlich mit Chlorkalk die Hände reinigen“. Die von Ihm eingeführte Waschung mit Chlorkalk senkte die Sterblichkeitsrate der Wöchnerinnen von 30 Prozent auf drei Prozent.
Auch wir wissen heute, dass eine chirurgische Händedesinfektion vor operativen Eingriffen den Eintrag von Erregern in eine frisch operierte Wunde verhindert und somit beim Vermeiden von postoperativen Wundinfektionen hilft.
Was versteht man unter nosokomiale Infektion?
Das Wort „Nosokomial“ kommt von dem Griechischen Wort „Nosokomeion“ und bedeutet Krankenhaus. Als nosokomiale Infektionen bezeichnet werden Infektionen, die erst nach einer gewissen Zeit und in Zusammenhang nach der Durchführung einer medizinischen Maßnahme in einem Krankenhaus, einer Pflegeeinrichtung oder in einer ambulanten Praxis auftreten. Das betrifft sehr häufig Personen mit einem geschwächte Immunsystem.
Die 5 Momente (five Moments) der Händedesinfektion
Um eine Übertragung von Erregern von einer Person auf eine andere, einen Eintrag von Erregern in offene Wunden, aber auch eine Kontamination auf Flächen zu vermeiden, hat die World Health Organization | WHO die „five moments“ der hygienischen Händedesinfektion genau definiert.
1. Vor Personenkontakt
Es erfolgt eine Desinfektion vor der Berührung einer Person, um andere Personen vor krankmachenden Keimen zu schützen.
2. Vor aseptischen Tätigkeiten
Es erfolgt eine Desinfektion immer vor allen aseptischen Tätigkeiten wie zum Beispiel vor dem Verbinden von Wunden oder dem Stellen der Medikamente.
3. Nach Kontakt mit potentiell infektiösem Material
Es erfolgt unmittelbar eine Desinfektion der Hände zum Beispiel nach dem Umgang mit Blut oder anderen Körperausscheidungen, um das Risiko zu reduzieren mit Erregern besiedelt oder infiziert zu werden, als auch eine Weiterverbreitung von Mikroorganismen zu vermeiden.
4. Nach Personenkontakt
Nach der Versorgung bzw. Berührung von Personen wie zum Beispiel auch das Messen der Vitalzeichen, ist die Durchführung eine hygienische Händedesinfektion wichtig, um das Risiko einer Verbreitung von Keimen in das pflegerische Umfeld zu vermeiden.
5. Nach Kontakt mit der unmittelbaren Personenumgebung
Hier erfolgt die Desinfektion auch ohne die direkte Berührung von, Personen im Anschluss an einem direkten Kontakt mit Oberflächen oder Gegenständen, die sich in unmittelbarer Nähe zu der erkrankten oder kolonisierten Person befinden. Hier zum Beispiel der Infusionsständer, aber auch der Umgang mit unreiner Flach- bzw. Bettwäsche.
Abb. Bundesgesundheitsbl 2016 · 59:1189–1220 DOI 10.1007/s00103-016-2416-6
Voraussetzungen für eine Händedesinfektion
Wie schon erwähnt, gehören die Maßnahmen einer hygienischen Händedesinfektion zu den wichtigsten Infektionspräventionsmaßnahmen. Allerdings bestimmt den Erfolg einer Händedesinfektion nicht nur ein dafür geeignetes Desinfektionsmittel, sondern auch weitere Faktoren.
Hände und Fingernägel sind bei Arbeitsbeginn sauber, Fingernägel sind kurzgeschnitten und schließen mit den Fingerkuppen ab.
Nur eine gesunde und gepflegte Haut kann ohne Probleme desinfiziert werden. Geschädigte Haut brennt beim Desinfizieren und so kommt es zu einer verminderten Bereitschaft zur Händedesinfektion.
Das Tragen von Nagellack, künstlichen oder gegelten Fingernägel ist aufgrund von einem erhöhten Bakterienwachstum durch Mikrorissen im Nagellack nicht zulässig. Auch können Schutzhandschuhe schneller perforieren.
Um Erregern keine Verstecke zu bieten, dürfen an den Händen und Unterarmen keine Ringe, Armbänder, Armbanduhren oder Piercings getragen werden.
Richtiger Einsatz von Händedesinfektionsmittel
Der richtige Einsatz setzt voraus, dass die Hände sauber von sichtbaren Verunreinigungen, aber auch trocken sind, denn gebrauchsfertige, alkoholische Desinfektionsmittel dürfen nicht verdünnt werden.
Es ist immer auf eine vollständige Benetzung von Handgelenken, Daumen, Fingerzwischenräumen und Fingerspitzen zu achten. Die Hände müssen über die gesamte Einwirkzeit mit dem Händedesinfektionsmittel feucht gehalten werden. Auch aus Gründen der Einwirkzeit und der Menge der Desinfektionsprodukte ist vor einer Anwendung immer die Gebrauchsanweisung des Produktherstellers zu beachten.
Die Einreibetechnik
Eine eigenverantwortliche Einreibemethode erzielt nach einer umfangreichen Studie aus dem Jahr 2008 die besten Benetzungsergebnisse.
Häufigste Anwendungsfehler
- Die Händewaschung wird der hygienischen Händedesinfektion vorgezogen
- Die Einwirkzeit der Desinfektionsmittellösung wird nicht eingehalten
- Händedesinfektionsmittel wird nicht in ausreichender Menge entnommen
- Durch das Tragen von Schmuck ist eine sachgerechte Händedesinfektion nicht möglich
- Wirkungslücken durch nicht ausreichendes Wirkungsspektrum
Personenbezeichnungen
Die Bezeichnung Person umfasst die sich in einer medizinischen Einrichtung aufhaltenden im im häuslichen Wohnumfeld lebenden Menschen als auch die Besucher bzw. Kontaktpersonen. Die Bezeichnung „Person“ wurde wegen der besseren Lesbarkeit gewählt und steht situativ für:
- Bewohner*in,
- Patient*in,
- Gast bzw. Nutzer*in oder
- Kind.
Weiterführende Links
https://www.hartmann.info/de-de/wissen/2/7/geburtstag-ignaz-philipp-semmelweis
https://www.bibliomed-pflege.de/news/35686-pionier-der-haendedesinfektion eingesehen am 16-11-23